Winter - Horror PUR

Im Grunde ist der Winter an allem Übel schuld: gäbe es den Winter nicht, gäbe es kein Salz auf der Straße- und gäbe es kein Salz auf der Straße, bräuchte man nicht soviel Angst um seinen kleinen rostanfälligen Opel zu haben. Hier bei uns im Süden Deutschlands schlägt der Winter manchmal wirklich gnadenlos zu. 2004/2005 war aber so extrem wie lange nichtmehr. Bis Ende des Jahres 2004 war eigentlich alles noch relativ normal. Auf den Straßen lag immer nur eine überschaubare Menge Schnee und die Temperaturen schwankten in regelmäßigen Abständen immerwieder in den Positiv-Bereich über. Aber im Januar wurde alles anders.
Winterauto Kadett E Winterauto Kadett E

Eines Morgens wachte ich nichtsahnend auf und schaute wie jeden Tag erstmal aus dem Fenster. Dann drehte ich mich um, wischte mir nochmal den Schlaf aus den Augen, weil ich glaubte Halluzinationen zu haben. Dann wagte ich einen zweiten Blick. Glücklicherweise hatte ich zwar keine Halluzinationen, aber dafür einen ca. 1m hohen Schneehaufen vor meinem Winterauto, das ich zu diesem Zeitpunkt nur dahinter erahnen konnte. Die offizielle Meldung aus dem Radio: 50cm Neuschnee. Dieser Schneeberg vor meinem Auto war also wohl Resultat einer "etwas" verschneiten Nacht und einem "etwas" unfähigen Winterdienst, der die weißen Massen schön ungleichmäßig vor den parkenden Autos im Innenhof verteilte.
Langsam stieg eine gewisse Hektik in mir auf. Ich mußte schließlich pünktlich zur Arbeit. Auf den Straßen vermutete ich sowieso das pure Chaos und damit verbundene Verzögerungen. Aber um den Schneeberg wegzuschaufeln war keine Zeit eingeplant. Naja...aus Fehlern wird man klug, heißt es. Letztendlich blieb mir nichts anderes übrig. Ich begab mich also mit meiner Schneeschaufel bewaffnet nach draußen und befreite mein kleines Töfftöff aus dem Iglu, das es umgab.
"Zum Glück habe ich eine Standheizung!" tröstete ich mich. "Da muß ich wenigstens nicht soviel Eis von den Scheiben kratzen, wenn ich den Schnee mal weg habe".
Dieser Gedanke war richtig. Dank der Standheizung waren die Scheiben unter der Schneeschicht frei. Tja. Nur gestaltete sich das Öffnen der Tür etwas schwierig. Das Schloß war eingefrohren und ließ sich nicht dazu überreden, den Türschloßenteiser zu akzeptieren. Also versuchte ich es auf der Beifahrerseite: dort das gleiche Spiel. Die hinteren beiden Türen waren natürlich auch geschlossen. Also: Heckklappeneinstieg. Das hatte ich zum Glück im Winter zuvor schonmal "geübt" und so klappte das ganz gut. Beim Versuch dann loszufahren, gruben sich meine Vorderräder ersteinmal tief ein und ich kam kein Stück vor und nicht zurück. Was bedeutete, daß ich ein zweites Mal in den Keller lief um meinen besten Freund die Schneeschaufel nocheinmal zu bemühen. Diesmal entfernte ich auchnoch den letzten Krümel Schnee, der im Weg lag und so kam ich dann dochnoch von der Stelle.
Das nächste Problem gestaltete sich dann erst wieder bei der ca. 3 Meter entfernten Hofausfahrt, in der ein riesiger Eisbrocken lag. Anfangs hielt ich das Objekt allerdings für einen lockeren Schneeknödel, so daß ich bedenkenlos darüber führ. Den Irrtum bemerkt habe ich dann erst, als ich ein gräßliches Geräusch am Unterboden hörte und nach dem Überfahren nach hinten aus dem Fenster schaute. Da lag ein gelb-weißer Eisklumpen..."komisch". Das mußte genauer untersucht werden. Bei meiner Begutachtung stellte sich dann heraus, daß die gelbliche Flüssigkeit auf dem Eisklumpen Benzin war. Spritleitung aufgerissen. SUPER! Was hätte jetzt noch schlimmer kommen können? ....genau! Beim Versuch wieder in mein Auto einzusteigen rutschte ich aus und legte einen einmaligen Showsturz hin. Die Nachbarschaft amüsierte sich köstlich! Ich fand das alles zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich witzig, kämpfte mich wieder in mein Auto und fuhr muffelig davon.
Meine Gemütslage besserte sich allerdings wieder etwas, als ich feststellte, daß ich nur 15 min zu spät und somit noch als erste in der Arbeit ankam. So konnte ich den Lehrlingen noch eine Standpauke über Pünktlichkeit halten*gg*.

Diese Fotos entstanden nicht an besagtem Tag. Aber weil der Winter seitdem keine Pause macht, konnte ich diese Bilder nach nur 1 Std. Parken aufnehmen.

Winterauto Kadett E Winterauto Kadett E


...März 2005. Ein neuer Morgen, ein neuer Blick aus dem Fenster:

Winter 2005 Winter 2005

Euphorie kam auf (was für mich morgens sehr ungewöhnlich ist) und ich freute mich schon nach draußen zu gehen!
Es war wohl ein herrlicher Wintertag mit strahlendem Sonnenschein und wunderschönen Eindrücken....
....und: Schockfrostung.
Als ich die Haustür öffnete, blieb mir im ersten Moment glatt die Luft weg - so kalt war es. So bemerkte ich auch schnell ein starkes Schlottern am ganzen Körper und knallte die Haustür erstmal wieder zu um mir wärmere Klamotten überzuziehen.
Daß dies eine geniale Idee war wurde mir beim Einsteigen in mein armes tiefgefrohrenes Winterauto bestätigt.
Der Bordcomputer zeigte leckere -21,5 °C
In meinem akut unterkühlten Zustand habe ich dann sogar vergessen, die Temperaturanzeige per Foto zu dokumentieren!
Das ganze war nicht nur zuviel für meine Nerven, sondern offenbar auch für meine Standheizung. Diese lief nämlich schon seit 35 min. - aber aufgetaut war da noch nicht allzuviel an diesem Morgen. Nur das ein oder andere Guckloch war zu erkennen.

Winterauto


Glücklicherweise hatte es diese Nacht wenigstens nicht schon wieder geschneit. So mußte ich nur das restliche Packeis entfernen.
Widerwillig würgend sprang der Motor an und ich machte mich auf meinen Weg zur Arbeit. Hierbei besserte sich meine inzwischen ziemlich eisige Laune dann wieder. Das liegt nicht nur daran, daß eine Kadettheizung unglaublich gut heizt, sondern vorallem an den lustig verzerrten Gesichtern, die ich in den anderen Autos beobachten konnte. Beim üblichen Staugeschehen konnte ich bei ihnen ziemlich deutlich erkennen, daß nicht jeder eine so gute Heizung hatte wie ich. Vorallem an der Stelle, an der uns ein Schöller-Lastwagen auf der rechten Spur überholte, wurde es besonders lustig.

Schöllerlastwagen bei -21 Grad


Ich muß zugeben, daß ich bei dem aufgedrängten Gedanken an Eiscreme auch wieder zu Zittern anfing.
Naja..ich hatte nichtmehr allzu weit bis zur Arbeit und somit auch nichtmehr allzu lang bis zu meinem Morgen-Kaffee. Nur die Parkplatzsuche in München-Nymphenburg trennte mich schließlich noch davon. Sie gestaltet sich täglich ziemlich schwierig. Ich weiß nicht, woran es liegt....aber dort wird noch schlechter geräumt als bei mir zuhause. Das bedeutet also, daß ich mich immer durch Schneehaufen graben muß, um dem nicht sichtbaren Randstein näher zu kommen und den restlichen Verkehr nicht zu behindern. Wenn ich das dann letztendlich geschafft habe kann ich endlich durch den Schnee in Richtung Kaffee stapfen und nur hoffen, daß ich abends auch wieder aus dem Schneehaufen herauskomme...

Winterauto